Sonntag, 23. Dezember 2007

23. Dezember (Mären)

Mit unserem Wissen ist es ja oft so eine Sache. Der eine behauptet beispielsweise, er wisse, dass etwas der Fall ist, und der andere behauptet, genau das sei nicht der Fall. Schon haben wir einen handfesten Streit. Glücklicherweise ändert sich zumindest im Allgemeinen unser Umgang mit solchen Konflikten mit zunehmendem Alter. Was darüber jedoch gerne vernachlässigt wird: Dass man das Streitbare selbst versucht, klarzustellen, und neben den Behauptungen, was der Fall ist, schaut, was tatsächlich der Fall ist.
Ein bisschen in die Bresche springt ein SPIEGEL-ONLINE-Artikel. Er klärt einige Irrtümer auf, die sich noch heute hartnäckig halten.

1. Mär: 2 Liter Wasser pro Tag
Ein erstes Beispiel: Der Mensch brauch zwei Liter Wasser am Tag. Erst einmal ist offensichtlich, dass so eine allgemeine Behauptung allenfalls als Daumenregel aufgefasst werden kann. Jemand, der den ganzen Tag durch die Wüste stolpert, sollte sicherlich mehr als 2 Liter Wasser zu sich nehmen. Aber wieso Wasser? Flüssigkeit! Das ist der Hauptirrtum in dieser Behauptung. Eine grobe Richtschnur ist nicht, pro Tag ca. 2 Liter Wasser zu sich zu nehmen, sondern ganz allgemein Flüssigkeit. Und die ist auch in Lebensmitteln wie Obst und Gemüse enthalten, aber selbstverständlich auch in Milch oder Saft (so naheliegend das ist, so eindeutig fallen Saft und Milch nicht in die Kategorie “Wasser”).

2. Mär: Nutzung unserer Hirnkapazitäten
Eine weitere Mär: Wir nutzen nur zwischen 10% und 25% unserer Hirnkapazitäten. Es fragt sich: Wie kann man eine solche Behauptung belegen? Fakt ist, dass es keine Bereiche in unserem Hirn gibt, die keine Funktion haben, also allenfalls Zierde sind. Man könnte einwenden, dass die Kapazität gerade im Zusammenspiel und der Vernetzung der einzelnen Hirnbereiche als noch nicht ausgeschöpft angesehen werden könne. Allerdings ist damit noch nicht gesagt, woher man den 100%-Wert nimmt, der ja als Maß nötig ist, um festzustellen, welchen prozentualen Anteil, also 10% oder etwa 25%, wir heute davon nutzen. Ganz abgesehen davon scheint es mir äußerst fraglich, ob sich so etwas überhaupt quantifizieren lässt…
Vielleicht kann man vor diesem Hintergrund nicht sagen, dass es sich um eine Mär handelt. Das nämlich setzte voraus, dass wir die Falschheit der Behauptung erweisen können. Derzeit ist es allerdings nur nicht möglich, die Behauptung hinreichend zu belegen.

3. Mär: Zusammenhang Rasur-Haarwuchs
Sicherlich ist auch folgende Mär nicht unbekannt: Je öfter man sich rasiert, desto schneller, dicker und dunkler wachsen Haare nach. Das ist falsch. Allerdings trifft zu, dass der Haarwuchs bei Männern bis zu einem gewissen Alter zunehmend dicker, dunkler und dichter ausfällt – ganz unabhängig davon, ob man sich (viel) rasiert oder nicht.

4. Mär: Lesen im Dunkeln ist schlecht für die Augen
Schließlich noch ein Letztes: Lesen bei dunklem Licht verdirbt die Augen. Das ist nicht so, jedoch werden die Augen rascher ermüdet. In diesem Zustand kann es dann vorkommen, dass Buchstaben verschwimmen, wir sie also nicht mehr unmittelbar scharf sehen. Das Lesen bringt uns in diesem Fall ziemlich wenig, da wir uns dem Text nicht mit ganzer Aufmerksamkeit widmen können. Es ist daher ratsam, dass der Text , den man liest, gut ausgeleuchtet ist.
Dazu eine kleine Anmerkung: Das spricht für Bildschirmlesen im Allgemeinen (Bildschirme sind vergleichsweise sicherlich meist gut ausgeleuchtet) und für meinen Blog im Speziellen (zumindest unter anderem/n: Schwarzer Text auf hellem weißem Hintergrund!).

Quelle:
Hartnäckige Irrtümer: Mythen, an die selbst Mediziner glauben” auf SPIEGEL ONLINE

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