Sonntag, 3. April 2005

Birkenbündel

Gefällte Birken liegen schmalastig filigran auf 2 Uhr zum vorbeirollenden Zug in dem ich sitze. Zusammengefasst zu mehreren parallelen Bündeln, weiß und kahl und hager, wirken sie wie Muskelfasern von geschälten Menschen. Wer sie waren? Da liegt altes, verschimmeltes Fleisch auf brauner Erdenhaut, über das Auge in den Kopf hineingerissen. Was sie wollten? So ist die Distanz überwunden, eine Verbindung hergestellt, welche die Fahrt dehnen wird, welche die Fahrt also stärkt und ihr Wert verleiht. Wie sie starben? Im Kopf rieseln aus den Kopfhörern Synthesizerflocken auf die Äste, die Bässe wehen unter das Holz und lassen es ertönen. Mit geschlossenen Augen schaue ich dabei zu, wie das Bild in mir meines wird, mehr und mehr meines, und wächst und wächst, um irgendwann ich zu sein. Ich, der Antwort nah, zugeschneit im Schnee liegend, direkt neben den Birken, wie sie atemlos und frei.