Mittwoch, 2. September 2015

Was heißt "Big Data" konkret? So könnte es sich künftig auf unser Leben auswirken. Eine Kurzgeschichte.


Irgendwann wird Dich vor Deiner Haustür mit 50%iger Wahrscheinlichkeit ein selbstfahrendes Auto des Typs Gamma Centauri 4 erwarten. Du hast es nicht bestellt. Darin findest Du eine Arznei zur Vorbeugung einer asiatischen Grippe. Das Medikament solltest Du in 41 Tagen einnehmen. Ein Dir völlig unbekanntes Pärchen, das 10 Häuser entfernt wohnt, wird sich nämlich bei ihrer jetzt beginnenden dreiwöchigen Asienreise mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% infizieren. In der Folge wird mit 80%iger Wahrscheinlichkeit eine Epidemie in Deinem Stadtteil ausbrechen. Du findest weiter eine Schusswaffe, weil du bei einem Streit in knapp 7 Wochen mit Deinem Lebenspartner wegen einer Affäre mit Deinem Musikschullehrer ausrasten wirst. Ferner findest du ein Flugticket für zwei Personen nach Mauritius für den Tag danach, weil Du mit Deinem Musikschullehrer mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% fliehen willst. Und du findest eine Vorladung vom Gericht. Ausgestellt für einen Termin in 9 Wochen, da sie mit 95% Sicherheit wissen, dass die Sache mit der Schusswaffe doch kein Unfall gewesen sein wird. Dieses Auto wird Dich zum Einkaufen und danach zu einer Musikschule fahren, denn mit 100%iger Wahrscheinlichkeit wird dir spontan die Idee des Musikunterrichts gekommen sein.

Freitag, 16. Mai 2014

Europawahl: Wieso für mich weder CDU noch SPD in Frage kommen

Wahlen, zumal politische, sind eine seltsame Angelegenheit: Man wird gezwungen, unzählige  Standpunkte zu unterschiedlichsten Themen auf einen Listeneintrag des Wahlzettels zusammenzudampfen, um dann dort sein Kreuz zu machen. Das kann nur ein schlechter Kompromiss sein. Aber so funktioniert die repräsentative Demokratie. Diese fordert in knapp einer Woche wieder einmal eine Entscheidung ab. Europawahl - wen wählen? Und wieso? 

Angeregt durch einen Beitrag in der heute-show über das transatlantische Freihandelsabkommen (Transatlantic Trade and Investmant Partnership, kurz TTIP) bin ich auf ein für mich bedeutendes Thema aufmerksam geworden, welches meine Wahlentscheidung maßgeblich beeinflussen wird. Im Folgenden habe ich mir einen groben Überblick verschafft. Vorab: Es ist erschreckend, was da beschlossen werden könnte. Und wir können mithelfen, das zu verhindern!

Mehr Wachstum alleiniger Zweck? 

Zweck eines Freihandelsabkommens, wie es die EU und die USA diskutieren, ist die Beseitigung von Hemnissen für Handel und Investitionen. Je nach Prognose wird von 0,1 bis 0,5% mehr Wirtschaftswachstum auf beiden Seiten des Atlantiks ausgegangen. Klingt nicht viel, ist aber doch eine ganze Menge, wenn man sich die Wachstumsraten der letzten Jahre anschaut, die in der EU bei durchschnittlich 1,1% zwischen 2002 und 2013, in den USA bei 1,85% lagen.

Um Handels- und Investitionshemnisse zu beseitigen, ist es nötig, die gesetzlichen Standards anzugleichen. Beim TTIP geht es konkret um den Datenschutz, Produktsicherheit, Investitionsschutz sowie Regeln für den Verbraucher-, Umwelt- und Gesundheitsschutz ("Fracking", "Chlorhähnchen"). Obwohl die Feststellung sehr allgemein ist, kann wohl doch gesagt werden: Viele Standards aus den genannten Bereichen sind in der EU höher als in den USA, faktisch würde das Abkommen daher eine Senkung von Verbraucherschutzrechten mit sich bringen. Und nicht nur das.

Der Investitonsschutz: Gewinne privatisieren, Verluste vergesellschaften 

Der Investitonsschutz soll als wichtiger Bestandteil in das TTIP integriert werden. Er sieht vor, dass Privatunternehmen Staaten auf Schadensersatz verklagen können. Dem "ausländischen Investor [wird garantiert], dass günstige rechtliche Standards für seine Kapitalanlage beibehalten werden, und spricht ihm einen Schadensersatz zu, falls die Garantie verletzt wird." (Siehe SZ). Delikat am Investitionsschutz im transatlatnischen Freihandelsabkommen wären folgende Punkte (mehrheitlich nachzulesen hier):
  1. Der Staat muss bei Änderungen im Arbeits-, Verbraucher- und Umweltschutz - allesamt Gebiete, die stark die Investitionen von Unternehmen gefährden können - befürchten, verklagt zu werden. Damit wird eindeutlig seine Souveränität und Handlungsfreiheit beschnitten, er kann seine gesetzgeberische Verantwortung nicht mehr wahrnehmen. 
  2. Die Streitfälle werden nicht vor staatlichen Gerichten ausgetragen, sondern vor privaten, mit wenigen, immer gleichen Branchenanwälten besetzten Schiedsgerichten. Deren Urteile fallen schnell, sind unanfechtbar und direkt vollstreckbar. Die staatliche Selbstbestimmtheit ist damit erneut gebrochen. Seine gesetzgeberische Kraft reicht nicht aus, etwas gegen das Urteil zu unternehmen.
    Dabei entbehren die "Geheimprozesse" jeglichen Standards von Rechtssprechung in modernen Demokratien: Transparenz, Überprüfbarkeit, Unabhängigkeit, Verantwortlichkeit.
  3. Unglaublich ist ein weiterer Umstand: Der Staat kann im Rahmen des Verfahrens nicht als Kläger auftreten, nur das Unternehmen. Der Investitonsschutz wird nur dem Unternehmen eingeräumt, nicht dem Staat , dieser verzichtet freiweillig. Wenn das Unternehmen in Aussicht gestellte Investitionen nicht tätigt, oder anderweitige Absprachen bricht, Standorte schließt, etc., dann kann der Staat nur über den klassischen und langwierigen Weg seiner eigenen rechtlichen Mittel etwas machen. Andersherum kann das Unternehmen den Staat aber über das Investitionsschutzverfahren mit allen Vorteilen verklagen. Ein ungeheuerlicher Umstand und pure Iditiote des Staates.
  4. Würde diese Art von "Nötigung eines Verfassungsorgans" von jemand anderem begangen, müsste dieser mit einer Strafverfolgung rechnen - ein privatwirtschaftliches Unternehmen dürfte dann aber ganz selbstverständlich nötigen.
Was ein solcher Investitonsschutz konkret bedeuten kann, macht Vattenfall vor. Der schwedische Energiekonzern hat die Bundesrepublik Deutschland auf Schadensersatz für Millardenverluste verklagt, welche ihm aus der Energiewende entstanden sind. Frei nach dem Motto: Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet den Atomausstieg, jetzt muss sie dafür zahlen. Weiteren Fällen dieser Art wäre mit dem TTIP in der jetzigen Form künftig Tür und Tor geöffnet. Ganz ohne Populismus und Pauschalisierung wäre das ein konkreter Fall dafür, wie Gewinne  privatisiert und Verluste vergesellschaftet werden.
    Meine Konsequenzen 

    Auch wenn es Punkte beinhaltet, die durchaus zu begrüßen sind - ein Freihandeslabkommen, welches solch eine zwielichtige Untervereinbarung enthält, kann nicht gut sein. Zwar üben sich CDU und SPD nun, da sich öffentlicher Widerstand regt, in Beschwichtigungen, diese wirken aber heuchlerisch - wenn sich kein Widerstand geregt hätte, hätte man den Investitionsschutz mit Sicherheit kommentarlos durchgewunken.
    Aus diesem Grund werde ich bei der Europawahl am 25. Mai nicht die beiden Volksparteien wählen. Und ich hoffe, es werden mir viele andere gleichtun. Ein TTIP in dieser Form darf nicht verabschiedet werden.

    Übrigens: Welche Position die Parteien zum TTIP haben, findet sich im Wahl-O-Mat-Dokument hier (Thema 19). Der Wahl-O-Mat selbst gibt einem nach 10 Minuten eine einfache Antwort auf die Frage, wen man wählen sollte. Einen Standpunkt zu beziehen - und das sollte jeder tun - nimmt er einem zum Glück noch nicht ab.

    Freitag, 17. Januar 2014

    DocWallet als Ende-zu-Ende verschlüsselte Dropbox-Ergänzung



    Dropbox hat die geräteübergreifende Verfügbarkeit eigener Dateien salonfähig gemacht. Zuletzt hat die NSA-Affäre das Bewusstsein dafür geschärft, dass gerade sicherheitskritische Dokumente dort nicht abgelegt werden sollten. Mit DocWallet gibt es nun eine vielversprechende Lösung aus Deutschland, die in meinen Augen eine gute und sichere Ergänzung zur Dropbox darstellt.

    Komfort vs. Sicherheit: Ein Gegensatz?

    Mit dem Kauf meines ersten iPhones 2010 bin ich rasch auch Nutzer der Dropbox geworden. Eine andere Möglichkeit, auf Dateien zuzugreifen, die ich auch auf meinem Desktop nutzte, war mir nicht bekannt. Und es war ungeheuer komfortabel. Schnell schob ich immer mehr Daten in die Cloud... wie auch viele andere.

    Im November 2013 verkündete Dropbox mit 200 Millionen Nutzern weltweit einen neuen Rekord. Auch Konkurrenzangebote wie Microsoft Skydrive, Google Drive, box.com, Apple iCloud oder andere erfreuen sich einer starken Nachfrage. Die Vorteile dieser Cloud-Datenspeicher sind natürlich enorm und machen deren Popularität verständlich. Auf der anderen Seite gibt es ein großes Problem mit der Sicherheit.
    1. Abstrakte Gefahr: Dropbox und Co. sind amerikanische Unternehmen. Es ist davon auszugehen und hat sich im Zuge der NSA-Affäre hat gezeigt, dass sich Dritte vergleichsweise einfach Zugriff auf persönliche Daten in der Dropbox und Co. verschaffen können.
    2. Konkretere Gefahr: Dropbox und Co. integrieren sich ins Dateisystem des Windows/Mac Rechners und legt auch im Rahmen seiner Apps für iPhone, Android und Co. alle Ordner und Dokumente unverschlüsselt ab. Das bringt einen enormen Komfortvorteil mit sich, andererseits heißt das aber auch: Jemand, der Zugriff auf das Gerät erhält, kann auch auf alle abgelegten Dateien zugreifen. Auch die Kommunikation zum Server sowie die serverseitige Ablage erfolgt unverschlüsselt -> Jemand der Zugriff auf den Datenverkehr oder den Sever hat, hat auch auf die Daten Zugriff.
    Natürlich gibt es (mittlerweile) Wege, die Sicherheit von Dropbox und Alternativdiensten zu erhöhen. Diese bestehen aber entweder in einem simplen, sicherlich unpraktikablen Verzicht ihrer Nutzung oder in Add-Ons wie BoxCryptor, die Komforteinbußen mit sich bringen, weil sie nicht Teil des ursprünglichen Konzepts sind.
    Vor allem die Sicherheitsaspekte haben mich daher bisher zögern lassen, sensible Dokumente in die Dropbox zu legen. Aber genau das möchte ich können, weil Dropbox mich an den Komfort gewöhnt hat, wichtige Dokumente immer parat zu haben und sich nicht mehr um das Backup kümmern zu müssen. Ich denke da an Persönliche Dokumente wie Personalausweis, Führerschein, Krankenkarte, Versicherungs- und Vertragsunterlagen etc. digitalisieren, immer gebackupt und immer dabei zu haben, falls sie benötigt werden. 

    Vergleich DocWallet und Dropbox

    Neulich bin ich nun auf eine Lösung gestoßen, die mich überzeugt hat. Diese möchte ich im Folgenden näher vorstellen.

    Die Deutsche Post hat bereits Ende 2012 ihren Dienst DocWallet vorgestellt, der mittlerweile ordentlich herangereift ist. Er bietet viele Vorteile von Dropbox und Co. bei zusätzlich starker Berücksichtigung des dort vernachlässigten Sicherheitsaspekts.

    Gegenüberstellung der Features

    Ich vergleiche DocWallet aus Übersichtlichkeitsgründen im Folgenden nur mit Dropbox, allerdings warten Skydrive, Google Drive etc. im Großen und Ganzen mit ähnlichen Features auf.


    DocWallet
    Dropbox
    Speicherplatz
    unbegrenzt
    Weitere Infos s. hier 
    2 GB kostenlos
    Unterstützte Plattformen
    Win, Mac, iOS
    Win, Mac, iOS, Browser, Android
    Unterstützte Dateitypen
    PDF, Office-Formate von Microsoft und Apple (*.xls, *.xlsx, *.ppt, *.pptx, *.doc, *.docx, *.key, *.numbers, *.pages), Gängige Bildformate (*.jpg, *.jpeg, *.png, *.gif), einfache Textformate (*.rtf, *.txt)
    Tipp: Durch Umbenennung der Dateiendung akzeptiert DocWallet auch andere Formate.
    Alle
    Maximale Dateigröße
    25 MB
    unbegenzt
    Synchronisation
    Beim Sync werden immer alle Dateien synchronisiert und gedownloadet.
    Win/Mac: Automatisch alle Daten im Hintergrund
    Mobile Apps: Bei Bedarf (Einzelauswahl)
    Kosten
    App ist kostenlos, nur der Sync zwischen den Geräten kostenpflichtig (Abo jeweils für 1 Jahr).
    Bis zu 3 Geräte: 9,99 €
    Unbeschränkte Geräteanzahl: 19,99 €
    Die Basisversion ist kostenlos, gegen Gebühren kann zusätzlicher Speicherplatz erworben werden
    Sicherheit
    Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Kombination aus RSA und AES-256-Verfahren (Weitere Infos hier)
    Keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (Weitere Infos hier)
    Unternehmenslizenzierung
    verfügbar
    verfügbar

    Sicherheit

    DocWallet wurde zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) entwickelt. Das merkt man auch an der Bedienung, die recht häufig - bspw. beim Öffnen  der Anwendung und Änderungen an den Einstellungen das Passwort abfragt, aber auch an der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Für die Sicherheit von DocWallet spricht sicherlich auch die Freigabe der Nutzung für Geheimnisträger nach §203 StGB wie Anwälte, Notare, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer.

    Das Sicherheitskonzept hat leider auch ein paar kleine Nachteile hinsichtlich des Bedienkomforts. So kann auf die Dateien nur nach dem Öffnen der Anwendung zugegriffen werden. Sie integriert sich nicht nahtlos in das Dateisystem wie es etwa die Dropbox tut. Auch der Zugriff per Browser ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

    DocWallet als Ergänzung

    Nach einigen Wochen Erfahrung mit DocWallet hat sich eine für mich sinnvolle Nutzung herauskristallisiert. Ich nutze beide Anwendungen für jeweils eigene Zwecke.

    Die Dropbox ist weiterhin mein Tool der Wahl für nicht sicherheitskritische Dokumente jeder Art, die ich gerne dabei haben möchte. Die Lösung ist ausgereift und funktioniert für meine Zwecke perfekt - in der kostenlosen Variante reichen mir die 2 GB, speicherintensive Dateien wie Bilder oder Videos verwalte ich prinzipiell auf meinem Desktop-Rechner zu Hause.

    In "meine DocWallet" schiebe ich alle sicherheitskritischen Dokumente, bei denen es mir wichtig ist, sie dabeizuhaben oder gut gebackupt zu wissen. Also beispielsweise Scans der ganzen Ausweise und Versicherungsbescheinigungen, aber auch Software-Lizenzkeys, Kontodaten, Sperrnummern für die Bank, Zeugnisse, Bescheinigungen jeder Art oder  Bonuskarten. Eine Konsequenz ist, dass auch der Geldbeutel schmaler wird. In vielen Fällen reicht nämlich die Nennung der Kunden-/Kartennummer aus, notfalls kann der Scan auf dem iPhone vorgezeigt werden.

    Fazit

    DocWallet ist für mich die ideale Ergänzung zur Dropbox - weil sie deren Schwächen im Sicherheitsbereich ausgleicht. Da der Service noch recht jung ist, fehlen einige Features, die aber hoffentlich nach und nach noch entwickelt werden. Genannt seien bspw. die Unterstützung für Android oder auch eine Suchfunktion. Obwohl die Marketingpolitik des Herstellers sehr zurückhaltend erscheint und es eine etwas verschlafene Social Media-Präsenz nur bei Twitter gibt (@DocWallet), wäre es wünschenswert, wenn der Dienst angesichts der gestiegenen Sensibilität für den Datenschutz und Datensicherheit/der NSA-Affäre mehr Verbreitung fände.

    Was meint ihr?

    Stand 15.01.2014
    *** Falls jemand auf die Idee kommen könnte: Das ist kein bezahlter Werbeartikel für DocWallet oder andere hier genannte Produkte! ;-)***

    Mittwoch, 1. Januar 2014

    Nie mehr Probleme mit dem Passwort!

    Viele Konten, ein und dieselben Benutzernamen-Passwort-Kombis

    Fast jeder wird es kennen: Das mit den vielen Nutzerkonten verbundene Problem der Passwörter. Bei mehreren, teilweise dutzenden Zugängen scheint es unmöglich, individuelle, komplexe und dabei noch gut zu merkende Phrasen zu verwenden. Immer wieder an die Öffentlichkeit dringende Hacks (1, 2) zeigen, dass viele Nutzer sogar nur ein Passwort für alle Dienste einsetzen, das darüber hinaus auch noch leicht zu erraten ist. Ist ein unbefugter Dritter in dessen Besitz, stehen die Zugänge zu E-Mail, ebay, amazon, paypal und etlicher andere Dienste schnell für Missbrauch zur Verfügung - wird doch beim Login oft die Kombination aus e-Mailadresse und Passwort abgefragt. Der Zugang zum Mailkonto? max.mustermann@gmail.com, Passwort hallo. Zu ebay? max.mustermann@gmail.com, Passwort hallo. Zu amazon? max.mustermann@gmail.com, Passwort hallo. Streng genommen können sich in solch einem Fall sogar die Mitarbeiter von amazon, ebay oder anderen, sofern sie Zugriff auf Passwörter haben, Zugriffe auf die Mailkonten verschaffen.
    Mag dies auch ein Extremfall sein, so ist doch offenbar, dass Passwörter nicht mehrfach verwendet werden dürfen und komplex sein müssen. 

    Mein Lösungsansatz

    Obgleich meine Passwörter sicherer waren als das oben verwendete, hatte ich lange Zeit doch 2-3 verschiedene für alle Dienste. Vor einigen Monaten bin ich in meiner imaginären Was-Du-schon-lange-mal-machen-solltest-ToDo-Liste auf diesen Punkt gestoßen und habe einen Lösungsansatz entwickelt, der praxiserprobt ist, sehr gut funktioniert und im Großen und Ganzen auch dem Expertenartikel von heise folgt. Dabei greife ich nicht auf Passwortsafes zurück, die ihrerseits ein Sicherheitsrisiko darstellen, weil sie gehackt werden können, und auch nicht immer bei der Hand sind, wenn mal der Akku des Smartphones leer sein sollte oder ein neues Smartphone die Software nicht unterstützt. Mir persönlich gibt es auch kein gutes Gefühl, wenn ich meine Passwörter irgendwo in der Cloud ablegte, mag die Lösung noch so sicher sein. Aber das muss jeder selber wissen.

    Ich stelle meinen Ansatz nun hier exemplarisch vor:

    1. Grundlage ist der Name einer meiner Lieblingsbands. Das lässt sich gut merken. Nehmen wir
      "Iron Butterfly".
    2. Dieser Name wird nun verfremdet, wobei ich alle Konsonanten groß schreibe, alle Vokale klein und darüber hinaus noch das I, das B, das F und das E ersetze. An's Ende kommt schließlich noch ein Sonderzeichen - dann ist der Ursprungsname schön verfremdet und das Passwort sieht schon ziemlich komplex aus:
      1RoN$uTT3r%1Y&
    3. Nun haben wir das Masterpasswort, welches für jeden Dienst modifiziert wird. Nach einigen Eingaben sollte man es sich gemerkt haben können. Eine Variante, es sich zu merken, wäre: Es als Login für seinen am Meisten genutzten PC/MAC zu verwenden. 
    4. Nun geht es um die Anpassung für die einzelnen Dienste. Dabei verwende ich eine Kombination aus der Länge des Markennamens (und ziehe davon 1 ab) sowie den ersten und den letzten Konsonanten und streue diese 3 Werte immer an der selben Stelle im Masterpasswort ein, also bspw.
      1. Google -> 5gl
        1R5oN$uTT3r%g1Yl&
      2. Amazon -> 5mn
        1R5oN$uTT3r%m1Yn&
      3. ebay -> 3by
        1R3oN$uTT3r%b1Yy&
      4. paypal
        1R5oN$uTT3r%p1Yl&
      5. Onlinebanking: Berliner Volksbank
        1R17oN$uTT3r%b1Yk&
      6. usw.
    Voila, fertig sind wir. Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis kompliziert aus, allerdings lässt es sich logisch herleiten und vergleichsweise gut merken. 

    Das selbe auf eure Passwörter anzuwenden, wäre ja möglicherweise ein guter, kleiner, rasch umzusetzender Vorschlag für's neue Jahr?

    Dienstag, 24. Dezember 2013

    Gibt es den Weihnachtsmann?

    Gibt es den Weihnachtsmann?

    1. Keine bekannte Spezies der Gattung Rentier kann fliegen. Aber es gibt 300.000 Spezies von lebenden Organismen, die noch klassifiziert werden müssen, und obwohl es sich dabei hauptsächlich um Insekten und Bakterien handelt, schließt dies nicht mit letzter Sicherheit fliegende Rentiere aus, die nur der Weihnachtsmann bisher gesehen hat. 
    2. Es gibt 2 Milliarden Kinder (Menschen unter 18) auf der Welt. Aber da der Weihnachtsmann (scheinbar) keine Moslems, Hindus, Juden und Buddhisten beliefert, reduziert sich seine Arbeit auf etwa 15% der Gesamtzahl – 378 Millionen Kinder (laut Volkszählungsbüro). Bei einer durchschnittlichen Kinderzahl von 3,5 pro Haushalt ergibt das 91,8 Millionen Häuser. Wir nehmen an, dass in jedem Haus mindestens ein braves Kind lebt. 
    3. Der Weihnachtsmann hat einen 31 Stunden Weihnachtstag, bedingt durch die verschiedenen Zeitzonen, wenn er von Osten nach Westen reist (was logisch erscheint). Damit ergeben sich 822,6 Besuche pro Sekunde. Somit hat der Weihnachtsmann für jeden christlichen Haushalt mit braven Kindern 1/1000 Sekunde Zeit für seine Arbeit: Parken, aus dem Schlitten springen, den Schornstein herunterklettern, die Socken füllen, die übrigen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum verteilen, alle übrig gebliebenen Reste des Weihnachtsessens vertilgen , den Schornstein wieder rausklettern und zum nächsten Haus fliegen. Angenommen, dass alle diese 91,8 Millionen Stopps gleichmäßig auf der ganzen Erde verteilt sind (was natürlich nicht stimmt, aber als Berechnungsgrundlage akzeptiert wird), erhalten wir nunmehr 1,3 km Entfernung von Haushalt zu Haushalt, eine Gesamtentfernung von 120,8 Millionen km, nicht mitgerechnet die Unterbrechung für das, was jeder von uns mindestens einmal in 31 Stunden tun muss. Das bedeutet, dass der Schlitten des Weihnachtsmannes mit 1.040 km pro Sekunde fliegt, also der 3.000-fachen Schallgeschwindigkeit. ZumVergleich: das schnellste von Menschen gebaute Fahrzeug auf der Erde, der Ulysses Space Probe, fährt mit lächerlichen 43,8 km pro Sekunde. Ein gewöhnliches Rentier schafft höchstens 24 km pro Stunde. 
    4. Die Ladung des Schlittens führt zu einem weiteren interessanten Effekt. Angenommen, jedes Kind bekommt nicht mehr als ein mittelgroßes Legoset (etwa 1kg), dann hat der Schlitten ein Gewicht von 378.000 Tonnen geladen, nicht gerechnet den Weihnachtsmann, der übereinstimmend als übergewichtig beschrieben wird. Ein gewöhnliches Rentier kann nicht mehr als 175 kg ziehen, selbst bei der Annahme, dass ein „fliegendes Rentier" (siehe Punkt 1) das zehnfache normale Gewicht ziehen kann, braucht man für den Schlitten nicht acht oder vielleicht neun Rentiere. Man braucht 216.000 Rentiere. Das erhöht das Gewicht - den Schlitten selbst noch nicht einmal eingerechnet - auf 410.400 Tonnen. Zum Vergleich: Das ist das vierfache Gewicht der „Queen Elizabeth". 
    5. 410.400 Tonnen bei einer Geschwindigkeit von 1040 km/s erzeugen einen ungeheuren Luftwiderstand - dadurch werden die Rentiere aufgeheizt, genauso wie ein Raumschiff, das wieder in die Erdatmosphäre eintritt. Das vorderste Paar Rentiere muss dadurch 16,6 Trillionen Joule Energie absorbieren. Pro Sekunde. Jedes. Anders ausgedrückt: Sie werden praktisch augenblicklich in Flammen aufgehen, das nächste Paar Rentiere wird dem Luftwiderstand preisgegeben, und es wird ein ohrenbetäubender Knall erzeugt. Das gesamte Team von Rentieren wird innerhalb von 5 Tausendstel Sekunden vaporisiert. Der Weihnachtsmann wird währenddessen einer Beschleunigung von der Größe der 17.500-fachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Ein 120 kg schwerer Weihnachtsmann (was der Beschreibung nach lächerlich sein muss) würde an das Ende seines Schlittens genagelt – mit einer Kraft von 20,6 Millionen Newton. 
    Fazit: Ehret den Weihnachtsmann!

    Freitag, 6. Dezember 2013

    Google Ngrams und die Philosophen

    Dass Google für seinen Dienst "Google Books" kontinuierlich Bücher digitalisiert und mittlerweile bereits Millionen Titel eingelesen wurden, ist bekannt. Weniger bekannt dürfte der etwas kryptisch bezeichnete "Google Ngram Viewer" sein. Anhand von Suchwörtern wird hier die Häufigkeit ihres Vorkommens in den digitalisierten Beständen ermittelt und in Relation zueinander gesetzt. Ein sehr interessantes Tool.
    Für ein paar bekannte Philosophen angewendet, ergibt sich beispielsweise ein interessantes Bild. Wer hätte gedacht, dass "Der Philosoph" Aristoteles bis in die Gegenwart hinein weit hinter Immanuel Kant abfällt?

    Freitag, 22. November 2013

    Joseph Weizenbaum: Was ich glaube

    Was ich glaube

    Joseph Weizenbaum
    Prof. of Computer Science 
    Massachusetts Institute of Technology (1963 – 1985) 
    12. September 2007 

    1. „Wer nur einen Hammer hat, sieht die ganze Welt als Nagel“. (Abraham Kaplan)*
    2. Die Naturwissenschaft ist nicht die einzige, nicht mal die reichste oder die wichtigste, Quelle der Wahrheit.
    3. Das Fundament der Naturwissenschaft ist Glauben, nämlich der Glaube, dass die Naturgesetze - nicht nur die, die wir heute kennen - im totalen Raum und in der ewigen Vergangenheit und Zukunft herrschen. Kein Experiment kann diesen doch fundamentaler Glauben weder verifizieren noch falsifizieren.
    4. Nicht alle Aspekte der Realität sind berechenbar.
    5. Die Aufgabe der Wissenschaft ist, der Natur Fragen zu stellen. Es gibt unendlich viele Fragen die gestellt werden könnten. Von denen müssen Wissenschaftler die wenigen wählen, die sie tatsächlich bearbeiten könnten und möchten. Diese Wahl ist vom Zeitgeist der Kultur, in der sie getroffen wird, stark geprägt, fast determiniert. Es folgt, dass die Naturwissenschaft, sowie die von ihr abgeleiteten Technologien und Instrumentarien, nicht wertfrei sind. Sie erben ihre Werte von den Werten der Gesellschaften, in die sie eingebettet sind. In einer hoch militarisierten Gesellschaft sind Wissenschaft und Technologie von den Werten des Militärs geprägt, in einer Gesellschaft, deren Werte hauptsächlich von Streben nach Reichtum und Macht abgeleitet sind, sind sie entsprechend gestaltet. Die Werte der Wissenschaft, eingebettet in eine vernünftige Gesellschaft, würden vernünftig, d.h. human sein. Die von ihr abgeleitete Technologie würde Leben statt Tod dienen.
    6. Totale, komplette und völlige Kenntnisse der physikalischen, genetischen, neurologischen Strukturen sowie alle Teile und Eigenschaften und ihre Zusammenhänge eines Lebewesens, genügen nicht, um das Lebewesen zu verstehen. Wer, zum Beispiel, alle diese Kenntnisse über eine Ameise hat, aber nicht weiß und zu tiefst begreift, dass die Ameise in einer riesigen Gesellschaft von Ameisen lebt, versteht die Ameise nicht. Dasselbe gilt für das Verstehen des Menschen. Es ist im Prinzip unmöglich, den Menschen rein wissenschaftlich zu begreifen.
    7. "Kein Mensch ist eine Insel" (John Donne), seine Haut ist nicht seine Grenze. Der Mensch ist ein Element unteilbar von seinen Mitmenschen, in der Tat, von der gesamten Menschheit und ihrer Geschichte. Nicht mal sein Tod trennt ihn vom Universum.
    8. Würde die weltweite Gesellschaft bloß vernünftig sein, könnte das schon erreichte Wissen der Menschheit ein Paradies aus dieser Erde machen. Dass sie in der Tat kein Paradies ist, liegt eben nicht daran, dass wir nicht genug wissen.
    9. „Wissen ist besser als Ignoranz“ (Herbert Simon) – Ja, aber nicht um jedem Preis oder in jedem Kontext.
    10. Metaphern und Analogien, indem sie disparate Kontexte zusammenfügen, bringen neue Einsichten hervor. Fast all unser Wissen, einschließlich des wissenschaftlichen, ist metaphorisch. Deswegen auch nicht absolut.**
    11. Information ist weder Material noch Energie. Es ist immer eine äußerst private Leistung, nämlich der Interpretation, deren Ergebnis Wissen ist. Information hat, wie, zum Beispiel, die Aufführung eines Tanzes, keine Permanenz. Das Maß der Wahrheit des produzierten Wissens hängt von der Qualität der angewandten Interpretation ab. Kritisches Denken fördert Qualität.***
    12. Die höchste Priorität der Schule ist, den Schülern ihre eigene Sprache bei zu bringen, so dass sie sich klar und deutlich artikulieren können: als erstes in ihrer stillen Gedankenwelt, und auch mündlich und schriftlich. Wenn sie das können, dann können sie auch kritisch denken und die Signale, mit den ihre Welt sie überflutet, kritisch interpretieren. Wenn nicht, dann werden sie ihr ganzes Leben Opfer der Klischees und Schablonen, die die Massenmedien ausschütten.
    13. Es ist nicht möglich, eine feste Grenze, weder zwischen Gut und Böse noch zwischen Tag und Nacht, zu zeichnen. Aber der Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist deutlich. Der Mensch kann wissen ob sein Tun und Handeln eher im Rahmen des Tageslichts oder der Nacht ist und sich entsprechen verhalten. Doch sicher ist, dass Krieg, Armut und Hunger, unter denen ein Drittel der Menschheit leidet, die massiv ungleiche Verteilung der Ressourcen der Natur, all dies Mitternacht ist. Hass ist Mitternacht. Liebe ist Mittag.
    14. Der Glaube, dass man das Böse aus der Mitte des Bösen besser als von Außen verändern kann, ist irre und selbstvernichtend.
    15. Die Erfindung der Atombombe leitete eine Diskontinuität in der Geschichte der Menschheit ein. Davor war die totale Auslöschung der Bevölkerung der Erde unmöglich. Heute ist es möglich. Deswegen ist es illegitim, Handlungen zu verteidigen mit dem Argument, dass sie doch immer effektiv waren, zum Beispiel, dass es doch immer Armut, Kriege, Meister und Sklaven gab.
    16. „Alles ist sagbar in Worten, nur nicht die lebende Wahrheit“. (Ionescu)
    17. Gott - gibt es denn Gott - ist Liebe, und Liebe ist in uns allen. Das Gebet ist die Suche eines Menschen, seine innere Liebe zu finden und, sei es um inneren Frieden und Ruhe zu erreichen, eine Not ertragen zu können, sich zu trösten oder ein Weg, einen anderen zu helfen zu finden, was auch immer.
    Kommentar

    • *) Die, deren zentrale Metaphern zum Beispiel der Hammer, der Computer ist, entwickeln manche merkwürdige Überzeugungen. Beispiele: Ein Phänomen wirklich zu verstehen bedeutet, es als Computerprogramm modellieren zu können. Jeder Aspekt der Realität ist berechenbar. Der Mensch ist in seiner Essenz ein Computer. Das Gehirn ist bloß eine fleischliche („Meat“ nach Minsky) Maschine. Der Mensch ist in Essenz eine Menge von Information, d. h. eine lange Bitkette, sein Körper ist eine Art Gelee, dessen Funktion es ist, die Bitkette ordentlich zu speichern (Moravec). Der Mensch kann in einen Roboter geladen (downloaded) werden. Der so geladene Roboter ist dann dieser Mensch.
    • **) Ein Beispiel der Anwendung von Metaphern in der Naturwissenschaft: Ein schwarzes Loch ist ein Stern, dessen Anziehungskraft so stark ist, dass keine Information entfliehen kann. Aber buchstäblich ist so ein Stern nicht „schwarz“, noch ist es ein „Loch“ und Information, d. h. elektromagnetische Teilchen, „entfliehen“ den ordinären Sternen nicht. 
    • ***) Information, so wie die Aufführung eines Tanzes, hat keine Permanenz, es ist eben weder Materiell noch Energie.

      [Interpretation(Signale) = Information -> Wissen)]

      Nur Wissen überlebt, nämlich indem es den denkenden Menschen buchstäblich informiert, den Zustand (state) seines Gehirns, ändert.

      Claude Shannons Informationstheorie lehrt, dass die Bedeutung einer Nachricht von dem Zustand, d. h., die Erwartung, des Empfängers abhängt. Sie ist nicht messbar, denn Nachrichten sind pure Signale, die keine inhärente Bedeutung bergen.

      Enthält das New Yorker Telefonbuch Information? Nein! Es besteht aus Texten die, um zu Information und dann zum Wissen konvertiert werden sollen, interpretiert werden müssen. Der Leser erwartet, dass gewisse Inhalte Namen, Adressen und Telefonnummern repräsentieren. Enthält dieses Telefonbuch die Information, dass Armenier, zum Beispiel, zum großen Teil  nah bei einander wohnen? Nein. Aber jemand, der weiß, dass die Namen, z. b., Hagopian, vieler Armenier in „ian“ enden, und der die Texte des Telefonbuchs im Licht dieser Hypothese interpretiert kann, sicherlich mit Hilfe eines Computerprogramms, die entsprechenden Daten isolieren, ihre Postleitzahlen sortieren, usw..

      Gregory Bateson hat mal gesagt, Information sei eine Differenz, die einen Unterschied verursacht. Datenmengen können nicht zu Wissen konvertiert werden.Eine gute Frage zu formulieren ist wie ein Experiment in der Physik zu entwickeln.